KEN. Kriminalkomissar Jürgen Nawrod wird von Stuttgart nach Heidelberg versetzt. Wenig später erhält er Päckchen mit grausigen Inhalten: einen abgetrennten Zeigefinder, ein Ohr, schließlich ein chirurgisch perfekt entferntes, menschliches Herz. Der Täter meint es ziemlich ernst.
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Als dann von einem weiteren Mann abgetrennte Körperteile auftauchen, ist zumindest klar, dass es hier längst um mehr geht als um einen einfachen Entführungsfall, um den sich Nawrod und die junge türkischstämmige Kommissaranwärterin Nesrin Yalcin kümmern müssen.
Yalcin wird am Ende die erste muslimische Frau sein, die einem Bischof in seiner Residenz Fragen im Zusammenhang mit einem Entführungs- und Mordfall stellen wird. Und der Geistliche gehört längst nicht zu den höchsten kirchlichen Kreisen, die jahrzehntelang zu Fällen geschwiegen haben, bei denen es um den Missbrauch von Kindern geht.
Ein aktuelles Thema also, um das herum Autor Toni Feller seinen zweiten Kriminalroman strickt. Als ehemaliger Kriminalkommissar der Mordkommission Karlsruhe ist er mit menschlichen Abgründen vertraut. Dieses Buch sei keine Dokumentation, sondern ein Roman. Trotzdem könne er nicht behaupten, dass alle Personen, Orte und Begegnungen frei erfunden seien: »Es gibt sie immer noch, die Opfer und die Täter.«
Die Opfer leiden auch Jahre danach unter dem, was sie als Kind ertragen mussten. Und über die Täter werde der Mantel des Schweigens gehängt, um sie dem Zugriff der Justiz zu entziehen und Kirchenaustritte zu verhindern.
Feller weiß aus Erfahrung, was bei der Polizei über unterschiedliche Hierarchieebenen bis in Regierungskreise dazu an Informationen verhandelt wird und wie die Informationen je nach Ausmaß eines Falls an die Medien durchgelassen werden. Und da läuft in seinem Roman »Die Sünde« in Heidelberg gerade einiges schief. Die Lokalzeitung steigert ihre Auflagen mit Informationen über Entführungsfälle, die nur von Insidern der Polizei kommen können – oder aber von den Tätern selbst.
Schon bald wird deutlich, dass es in Toni Fellers neuestem Fall um grausame Rache handelt. Jürgen Nawrod, der Held der Geschichte, muss die Ermittlung fast mit dem eigenen Leben bezahlen. Wäre da nicht Nesrin Yalcin.
Toni Feller steht für packende und authentische Thriller. Ich nehme ihm seine Nähe zu vergleichbaren Fällen trotz der schriftstellerischen Freiheiten ab. Fast jedenfalls, denn die lockeren Dialoge zwischen dem Kommissar und seiner jungen Kollegin kommen mir gar zu gezwungen vor. Eine oder zwei Nummern kleiner wären auch noch okay gewesen und hätten genügend Kraft entfaltet, den Unterschied der Kulturen und Generationen abzubilden.
Ein Beitrag von www.buecher-blog.net.
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