»Freiheit«, »Sicherheit« und »innerer Frieden«

Berichte aus dem Werte-Seminar

Als Anton ein Kind war, gab es keinen Eimer und keine Blechdose, die vor seinen Künsten als Schlagzeuger sicher gewesen wären. Seine Eltern trafen die einzig richtige Entscheidung und ließen ihn schon bald auf den besten Schulen unterrichten. Anton studierte Musik und gewann alle möglichen Wettbewerbe als Jugendlicher und erwachsener Musiker. Er musste sich niemals um eine Stelle bemühen, sondern wurde von immer namhafteren Orchestern abgeworben.

Der einzige Nachteil dieses Erfolgs ist, dass Anton niemals irgendwelche Niederlagen aushalten musste. Zum Glück ist er trotz allem bescheiden geblieben: »Meine Begabung ist ein Geschenk, für das ich sehr dankbar bin. Trotzdem ist mir dadurch auch die Erfahrung entgangen, dass sich jemand um mich sorgt und mir bei möglichen Schwächen hilft. Es ist schrecklich, immer nur stark zu sein.«

Anton wurde ständig als Vorbild hingestellt. Er sei ein großartiger Kollege und Ratgeber: »Aber ich erlebe mich überhaupt nicht als das Alphatier, das ich sein soll.«

Anton gilt auf der einen Seite als hochkompetent. Auf der anderen Seite schafft er es kaum, seine privaten Beziehungen zu organisieren. Das wiederum bewirkt, dass er inzwischen die Lust an seinem Instrument verliert. Sein berufliches und privates Leben sind komplett aus der Balance. »Ich würde gerne Gäste zu uns nach Hause einladen, aber ich weiß nicht, wie ich mich als Gastgeber verhalten soll«, sagt er. Um sein eigenes Versagen zu leugnen, schiebt er die Schuld inzwischen auf seine Freundin. Sie sei eine sehr praktisch veranlagte Frau, aber sie ist so schüchtern, dass sie es nicht erträgt, mit anderen Menschen zusammen zu sein.

Unter diesen Bedingungen leiden ganz besonders Antons Werte »Freiheit«, »Sicherheit« und »innerer Frieden«. Anton merkt, dass er beruflich so sehr eingebunden ist, dass ihm inzwischen das Ende vieler hochtalentierter Menschen droht. Er hat sich noch keine Gedanken darüber gemacht, was er am Ende seiner Karriere tun wird. Jetzt ist er Mitte 30 und erfährt täglich, wie die nachfolgende Generation an den Stühlen der Musiker sägt. Er müsse sich dringend um seine Rollen außerhalb des Orchesters kümmern, weil sein Erfolg nicht von Dauer sein wird. »Am besten fange ich mit meinem Leben außerhalb des Orchesters sofort an«, sagt er.


Ein Beitrag von www.wertemanager.de.

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